Nach 1,5 Jahren war es endlich wieder so weit: Vom 10. Mai bis zum 5. Juni 2025 besuchte ein Team der Hildesheimer Blindenmission (HBM), unter ihnen Matthias Wöhrmann, Vorsitzender und Andreas Chrzanowski, Leiter, seine Partner in Südostasien. Die Reise führte durch drei Länder, zu engagierten Lehrkräften, mutigen Schülern und inspirierenden Begegnungen.
Neue Hoffnung für blinde Kinder: HBM auf bewegender Reise durch Südostasien
Start in Manila: Berufsförderung als Schlüssel zur Zukunft
Die erste Station war Manila auf den Philippinen. Hier traf das HBM-Team die Organisation Resources for the Blind (RBI), die das Berufsförderungsprojekt der HBM umsetzt. Das Ziel: Blinde Schülerinnen und Schüler sollen gezielt auf den Arbeitsmarkt vorbereitet werden. Denn noch immer haben sie kaum Zugang zu Universitäten oder Jobs – viele landen mangels Alternativen als Bettler auf der Straße.
Ein Lehrer der YAPENTRA-Blindenschule berichtet:
„Unsere Schüler sind klug und motiviert. Aber ohne gezielte Förderung bleibt ihnen der Weg in ein selbstbestimmtes Leben oft verschlossen.“
Musik, Mut und neue Wege: Die YPAB-Blindenschule in Surabaya
Nach einem Besuch der Davao School for the Blind (DSB), Philippinen, ging es weiter nach Indonesien, zur YPAB-Blindenschule in Surabaya, der einzigen Schule für blinde Kinder im Nordosten Javas. Hier steht neben dem Unterricht vor allem Musik im Mittelpunkt: Die Kinder lernen traditionelle Instrumente wie Angklung und Gamelan, und spielen in Bands. Das pädagogische Programm wurde erweitert durch Tanzen. Das stärkt nicht nur ihre Bewegungsfähigkeit, sondern auch ihr Selbstbewusstsein.
Die HBM und YPAB beschlossen, ihre Zusammenarbeit zu vertiefen. Ein besonderes Highlight: Das Angklung-Orchester der Schule wurde nach Hildesheim eingeladen.
Inklusion bleibt Herausforderung: Gespräche in Jakarta
In Jakarta traf die HBM das Team des größten Blindenverbands „Mitra Netra“ und die Inklusionskommission der Republik Indonesien. Trotz politischer Bemühungen bleibt Inklusion eine große Herausforderung: Es gibt zu wenige spezialisierte Lehrkräfte, kaum Unterrichtsmaterialien und nur wenige inklusive Schulen. Umso wichtiger sind die von der HBM geförderten Blindenschulen, die Kindern mit Sehbeeinträchtigung überhaupt erst Zugang zu Bildung ermöglichen.
Begegnungen und Aufbruch: Die Blindenschule YAPENTRA auf Sumatra
Vier Tage verbrachte das HBM-Team bei YAPENTRA nahe Medan. Neben Gesprächen mit Schülern und Lehrkräften stand ein gemeinsamer Gottesdienst auf dem Programm, bei dem Matthias Wöhrmann predigte. Die Eröffnung des Berufsförderungsprojekts war ein emotionaler Höhepunkt: Mit einem feierlichen Gottesdienst, einer Grundsteinlegung und einem Workshop wurde der Startschuss für neue Chancen gegeben. Auch die Universität Medan (Unimed) ist nun Partner der HBM und will blinden Studierenden bessere Möglichkeiten in ihrer Universität und für das Berufsleben eröffnen.
Hoffnung im Dschungel: Das Ausbildungszentrum Oni Pedistra auf Nias
500 Kilometer nordwestlich, auf der Insel Nias, besuchte die HBM das neue Ausbildungszentrum Oni Pedistra. Hier finden Eltern blinder Kinder endlich Rat und Unterstützung. Die Bedingungen auf Nias sind hart: Armut, fehlende medizinische Versorgung und kaum staatliche Hilfe. Das Zentrum ist oft die einzige Anlaufstelle. Gemeinsam wurden Ziele für die kommenden Jahre vereinbart – Oni Pedistra soll zum Leuchtturm für sehbeeinträchtigte Kinder auf der Insel werden.
Mut in schwierigen Zeiten: Die Blindenschule Bawa Thit in Myanmar
Ob ein Besuch in Myanmar möglich wäre, war lange unklar. Bürgerkrieg, Militärregierung und zuletzt ein Erdbeben machten die Lage schwierig. Doch das HBM-Team entschied sich bewusst für die Reise – und wurde herzlich empfangen. Die Verantwortlichen der Blindenschule Bawa Thit betonten, wie wichtig diese Begegnung für sie war:
„Wir wissen jetzt, dass wir nicht vergessen sind“, sagte der Direktor U Tin Moe.
Dank einer von HBM finanzierten Solaranlage ist die Schule nun unabhängiger von der unsicheren Stromversorgung. Auch der Anbau von Obst und Gemüse wurde verstärkt. Das Gastgeschenk der HBM waren zwei neue Goalball-Bälle, ein sehnlicher Wunsch der Schule für ihr Sportteam. Ein neuer Kooperationsvertrag besiegelt die Partnerschaft – und gibt Hoffnung für die Zukunft.
Persönliche Begegnungen machen den Unterschied
Videokonferenzen sind aus dem Alltag der HBM nicht mehr wegzudenken. Doch diese Reise hat gezeigt: Nichts ersetzt das persönliche Gespräch, das gemeinsame Lachen, das Teilen von Sorgen und Hoffnungen. Überall wurde das HBM-Team mit offenen Armen empfangen – und kehrt mit vielen neuen Ideen und gestärkten Partnerschaften zurück.
Die Reise hat eindrucksvoll bewiesen: Mit Engagement, Herz und Zusammenarbeit lassen sich auch in schwierigen Zeiten neue Wege finden. Die HBM bleibt an der Seite ihrer Partner – für eine Zukunft, in der blinde Kinder und Jugendliche echte Chancen erhalten.